Skulpturenpark Köln

 
KölnSkulptur #7
Teilnehmende Künstler
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KölnSkulptur #7
Die Neuinszenierung des Skulpturenparks Köln, die vom Mai 2013 bis zum Frühjahr 2015 zu sehen ist, muss vor dem Hintergrund der zurückliegenden KölnSkulptur #6 betrachtet werden, weil mit ihr größere Veränderungen stattgefunden hatten. Das Parkgelände wurde seither erweitert und zusätzliche Flächen sind entstanden, wodurch neue Blickachsen geschaffen wurden. Seit 2011 bestimmt ein offener Pavillon, die Garden Gallery, den Park und mit dieser Architektur des japanischen Architekten Sou Fujimoto hat der Park ein neues Wahrzeichen erhalten. Des Weiteren wurden durch die Arbeit von Florian Slotawa mit dem Titel Kölner Reihe Sammlungsschwerpunkte der Skulpturgeschichte des Skulpturenparks Köln aus dem Bestand in einen ungewöhnlichen wie überraschenden formalen Dialog zueinander gesetzt. Das Konzept von Florian Slotawa, die Zusammenstellung der sieben Werke der Kölner Reihe nur auf Zeit angelegt zu haben, erzwingt für KölnSkulptur #7 die Rückplatzierung der Werke an neue Standorte, an denen sie ihre autonome Präsenz erneut darstellen.

Vor diesem Hintergrund fügen sich die neuen Positionen in der Ausstellung KölnSkulptur #7 ein in die Tradition aller vorangegangenen Ausstellungen und sie geben mit den aktuellen Beiträgen eine zeitgenössische Strömung von Skulptur vor, die sich vor allem dadurch auszeichnet, dass Skulptur als Idee mit Verweischarakter auf die vorgefundene Situation verstanden wird. Der Skulpturenpark Köln wird in seiner Vielschichtigkeit aus unterschiedlichen Perspektiven als Ort gedeutet, der den Besuchern Zeit anbietet, Zeit zum Verweilen und Momente der Betrachtung unterschiedlicher Materialen. So hat Karin Sander sieben Stellen gewählt, die mit einer kreisrunden Fläche aus Kunstrasen zum Sitzen einladen. Die Herstellerfirma bezeichnet die aus nahezu hundert Varianten von Sander bestimmte Sorte als Paradise 231 und dies gibt im Kontext des Parks einen weiten Bedeutungshorizont vor. Bethan Huws lässt eine mehrteilige Leiter gen Himmel aufrichten, die erst in ihrer funktionslosen Richtungslosigkeit die Assoziationen auf das Erklimmen von Träumen lenkt. Der ausgediente Strommast von Nina Canell erscheint wie die Ruine einer postmodernen Zeit, er erinnert an die Utopie jener Jahre, in denen sich noch niemand um Energieversorgung sorgen musste. Vor dem Hintergrund der Stadtsilhouette wird der Mast zu einem mahnenden Objekt, das zugleich die Botschaft übermittelt, hier im Park aus dem Netz geworfen zu sein. Ganz in der Nähe hat Susan Hiller ihre akustische Arbeit installieren lassen, die einst für eine Landesgartenschau entstanden ist und in der Mendelsche Erbgesetze der Botanik in eine Soundinstallation transformiert sind.

Es scheint, als sei Édouard Manets berühmtes Gemälde „Das Frühstück im Grünen“ aus dem Jahre 1863 nicht nur für Karin Sander, sondern auch für Alicja Kwade Bezugspunkt einer Idylle, die zum Allgemeingut geworden ist: Wie eine Sitzgruppe im Grünen sind die Rohlinge unterschiedlicher Gesteinsarten angeordnet worden, aus denen sitzende, liegende, stehende Figuren geschaffen werden könnten, eine Skulptur im Konjunktiv, die das alte Pygmalion-Thema als Prozess innerer Vorstellungskraft visualisiert. Auf verblüffende Weise gelingt es Klara Lidén eine solche Transformation vorzunehmen: An eben jener Stelle, wo sich die Container-Skulptur aus Stahl von Sofia Hultén befand, erscheint nun eine Hecke, geschnitten in den Umrissen eines Containers. Auf dem Weg dorthin zeigt die Bodenarbeit von Esther Kläs eine Skulptur aus gefärbtem Beton, deren Form offen lässt, ob es sich um einen möglichen Abdruck eines Körpers oder um eine gefäßartige Ausarbeitung eines Volumens handelt; auch hier ist die Unbestimmbarkeit des Ausdrucks Ziel der Form. Eine dreiteilige Arbeit von Lena Henke bezieht sich auf Graffiti-Fotografien von Brassaï. Die Arbeit mit dem Titel Elisabeth von Bettina Pousttchi zeigt Straßenpoller, die die Künstlerin in der Elisabethstraße in Berlin gefunden und zu einer neuen Komposition zusammen gestellt hat. Eines der vormaligen Wahrzeichen des Skulpturenparks Köln musste aus Sicherheitsgründen in ein Lager verbracht werden; den spektakulären Standort nutzt nun Cecilia Edefalk für eine Bronze, die mit der Camouflage eines Birken-Asts den Ort zu einer quasi archäologischen Stätte wandelt. Eine zweite Bronze im Zugangsbereich eines der drei Bunkergebäude, die den Skulpturenpark Köln bestimmen, spielt mit dieser Thematik inszenierter Orte. Auch die Gussformen der Skulptur von Tatiana Trouvé spielen mit der Tradition des Surrealismus. Ihre zu Volumen gegossenen Papiertüten in Verbindung mit in Bronze gegossenen Schuhen suggerieren die Abwesenheit von Figuren, die den Platz bestimmen. Die keramischen Formen von Nicola Schrudde suchen eine ähnliche Archaik in organischer Form, die durch ein miniaturisiertes Glashaus geschützt werden. Valerie Krause setzt ein horizontales Bild in einen Fensterausschnitt des Gartenpavillons von Sou Fujimoto, das einen nahen Horizont gegen den weiten Ausblick auf den Rhein in Beziehung setzt. Ein ungewöhnlicher Beitrag von Tamara Grcic schließlich lädt ganz neue Gäste zum Verweilen im Park ein. Sie hat Nistkästen für Sittiche hoch im Kronenbereich von zwei Platanen angebracht, um einerseits diesen Abkömmlingen des nahen Zoos eine neue Heimat anzubieten. Anderseits verleiht das grüne Federkleid dieser Vögel dem Park eine immer in Bewegung befindliche Farbigkeit, die beim Besuch des Parks und bei der Betrachtung der neuen Werke einen situativen Moment der Leichtigkeit erlebbar macht.



Friedrich Meschede

Kurator KölnSkulptur #7